SPD: So verliert man Wahlen – z.B. Hammersbach

Wer nach Gründen für das verheerende Abschneiden der Volksparteien bei den Europa-Wahlen sucht, findet in der ehemaligen SPD-Hochburg Hammersbach ein bestens geeignetes Studienobjekt. Mike Mohring, CDU-Chef in Thüringen, brachte auf den Punkt, was Wählerstimmen kostet: Bei ‚Hart aber fair’ forderte er, Politik müsse aufhören, gegebene Versprechen nicht einzulösen. Man hofft wohl vergeblich, dass der Rathauschef in Hammersbach gut zugehört hat.

Bürgermeister in Hammersbach war jahrzehntelang traditionell ein SPD-Mitglied, derzeit noch Michael Göllner, im Nebenberuf Vorsitzender des Zweckverbands Interkommunales Gewerbegebiet Limes (ZWIGL). Göllner galt als populär. Er ließ, so manche Anekdote, gerne mal ‚fünfe gerade sein‘.

Besonders stolz ist Göllner auf das ‚Interkommunale Gewerbegebiet Limes’ an der Ausfahrt Hammersbach der A45. Ursprünglich als 24 ha großes gemischtes Gewerbegebiet geplant, möchte Göllner nun 50 ha bestes Ackerland betonieren – und zwar weit überwiegend für gigantische Logistikhallen. Als Investor hat Göllners ZWIGL sich den Immobilienkonzern Dietz AG ausgesucht – und dem gleich mal freihändig ein Vorkaufsrecht für den Löwenanteil der Fläche zugeschanzt. Göllner machte im Rahmen einer HR-Radiosendung keinen Hehl daraus, dass er diese Firma auch wegen des SPD-Parteibuchs des Dietz-Aufsichtsratsvorsitzenden für besonders vertrauenswürdig hält.

Seit unübersehbar wird, was Göllners Zweckverband da in die Landschaft klotzen lässt, sinkt seine Popularität rapide – und mit ihr die Wahlergebnisse der SPD: Mit satten 14% verlor die SPD in ihrer ehemaligen Hochburg doppelt so viele Stimmen wie die nun führende CDU, die in der ZWIGL-Frage deutlich nachdenklicher argumentiert. Die Grünen, gerade erst mit einem eigenen Ortsverband am Start, legten derweil 12% auf über 20 zu.

Der Klimawandel, nach Einschätzung vieler Wahlanalysten Hauptanliegen der Wähler bei der Europawahl, hat in und um Hammersbach ein ganz konkretes Gesicht: Das völlig an den Wünschen und Interessen der Bürger vorbei geplante Gewerbegebiet Limes steht für die Unbelehrbarkeit jener, die die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollen. Den zweiten Hauptgrund zur Abwendung von den Volksparteien verkörpern nach Ansicht vieler Bürger Politiker wie der ZWIGL-Vorsitzende Göllner mit seinem speziellen Verhältnis zur Wahrheit und zum Umgang mit gegebenen Zusagen.

Jüngstes Beispiel: Auf eine schriftliche Anfrage des BI-Vorstands Dr. Rainer Lehmann erwiderte Göllner im Ton widerwillig, spät und gewohnt lakonisch. Dr. Lehmann hatte Göllner an sein öffentlich gegebenes Versprechen erinnert, die vorliegenden Gutachten um das Gewerbegebiet zu veröffentlichen, sollte dem nicht ein „Copyright der Urheber“ entgegenstehen. Diese Urheber hatte Lehmann, als Göllner untätig blieb, kurzerhand selbst angesprochen – es bestehen keine Copyrightprobleme. Göllners Antwort: Man könne ja gern einen Termin zur Einsicht im Rathaus vereinbaren – die Erinnerung an die zugesagte Veröffentlichung hat Göllner geflissentlich übersehen.

Einmal mehr fragen sich die in der BI organisierten Bürger, was wohl der Grund für Göllners wiederholtes sich-winden in Fragen der Transparenz sein könne. Fest steht: Das Ringen um eine sinnvolle Lösung im Gewerbegebiet hat erst begonnen.

Kommt Amazon – und damit 6.000 Sprinter-Fahrten pro Tag?

Während der ZWIGL-Vorsitzende Göllner noch von ‚um die 50 LKW-Fahrten pro Tag‘ spricht, könnten, wenn sich Informationen des Hanauer Anzeiger aus dem Beitrag vom 4.5. bestätigen, noch 6.000 Sprinter-Fahrten täglich hinzukommen. Amazon, so der Hanauer Anzeiger, hat den Zuschlag für das ursprünglich anvisierte Gelände in Erlensee nicht erhalten. Und orientiert sich nun Richtung Hammersbach.

In Erlensee, so ist im Artikel zu lesen, hält sich die Trauer über die Absage an Amazon in Grenzen.
Denn selbst auf der Fliegerhorst-Brache kann man sich besseres vorstellen als 6.000 Sprinter-Zu- und Abfahrten täglich. Nun habe Amazon die Firma ID-Logistics, bereits Mieter der ersten Halle im Gewerbegebiet Limes, beauftragt. Wie aber, so fragt man sich, könnte mit dem laut Michael Göllner angekündigten Verkehrsaufkommen von ca. 50 LKW-Bewegungen täglich der Ausfall von 6.000 für Erlensee geplante Fahrten ausgeglichen werden?

Nun entsteht ja gerade die zweite von im ZWIGL-‚Masterplan‘ erkennbaren vier Hallen.Und wer die schon seit dem Tag der Baugenehmigung mit Hochdruck voranschreitende Bautätigkeit verfolgt, kann durchaus den Eindruck fieberhafter Eile bekommen. ZWIGL-Vorsitzender Göllner bekannte ja noch in der HR-Sendung völlige Ahnungs- und Einflusslosigkeit hinsichtlich der bevorstehenden Nutzung dieser zweiten Halle. Hat man uns also tatsächlich völlig den Interessen des Investors und seiner Mieter ausgeliefert? Wird Amazon dort einziehen? Sind es u.a. 6.000 tägliche Sprinter-Fahrten, mit denen wir uns abfinden sollen? Und was würde das für die ausserdem geplante Verdoppelung der Fläche in Händen der Dietz AG bedeuten?

Wie dem auch sei – wir bleiben dran. Und intensivieren unsere Aktivitäten.

Viele Fragen, erste Antworten

Licht und Schatten bei erster Infoveranstaltung der BI Schatzboden

Der Dialog hat begonnen – immerhin. Auf der einen Seite wurden kritische Stimmen laut, es seien nicht genug Bürgerfragen zur Sprache gekommen, einige der Antworten vonseiten des ZWIGL seien an gestellten Fragen vorbeigegangen oder hätten umfangreich bereits bekanntes aufgegriffen. Dennoch muss anerkannt werden, dass ein Teil der ZWIGL-Mitglieder sich den Fragen der Bürger gestellt hat – und unter der besonnenen Moderation von Pfarrer Dr. Kristen ein Dialog beginnen konnte. Für die Gemeindevertreter erkennbar eine noch ungewohnte Situation, die, wenn es nach der BI SchatzBoden geht, schnell zum Alltag werden soll.

Volles Haus: Die Himbacher Kulturscheune füllte sich bis zum letzten Platz, einige Besucher hörten vom Hof aus zu…

Schnell wurde klar: Diese Veranstaltung konnte erst der Anfang gewesen sein. Zu viele Fragen blieben ungestellt oder unbeantwortet. Schnell werden wir nun die zugesagte Einsicht in die bestehenden Gutachten nehmen, sie mit fachkundiger Unterstützung auswerten und die Resultate konstruktiv verarbeiten, um nach Alternativen zum ZWIGL-Masterplan zu suchen. Parallel werden wir an Möglichkeiten arbeiten, weitere, konkretere Antworten zu bekommen…

Zur Infoveranstaltung

Bürger*innen fragen, Politiker*innen antworten: So planen wir den Ablauf am 8.4. in der Kulturscheune Himbach

  1. Wann geht’s los, wann ist Schluss? Einlass ist 19:30, Beginn 20 Uhr. Ende ist 22 Uhr.
  2. Wer darf sprechen? Bürger fragen, Politiker antworten (in diesem Fall die Gemeindevertreter im ZWIGL) – moderiert von Pfarrer Dr. Kristen. Fragen werden zur besseren Übersicht notiert und projiziert.
  3. Ist der Saal bestuhlt? Für aus gesundheitlichen Gründen darauf angewiesene Bürger*innen stellen wir zwei Stuhlreihen auf. Alle anderen Besucher müssen leider stehen – wir fürchten, dass bei großem Andrang sonst der Platz nicht reichen könnte…
  4. Gibt es eine Bühne? Nein, aber für die Politiker des ZWIGL stehen an der Kopfseite des Saales Stehtische zur Verfügung.
  5. Werden alle Besucher gut hören können? Wir halten Mikrofone und Lautsprecher bereit, die, wenn nötig, genutzt werden können.
  6. Gibt es feste Regeln? Nur die nötigsten – Dr. Kristen führt zu Beginn kurz ein und moderiert den Abend. Ansonsten gilt: Wir freuen uns über jedes Mitglied des ZWIGL, das unsere Einladung annimmt, und werden allen Teilnehmern freundlich und respektvoll begegnen – auch, wenn wir nicht immer einer Meinung sein werden.
  7. Wird es voll werden? Das kann durchaus sein – wir freuen uns über großes Bürgerinteresse. Für alle Fälle halten wir auch einen Lautsprecher bereit, der eventuell im Hof vor dem Saal zuhörenden das Leben leichter machen soll.
  8. Werden vorbereitete Präsentationen gezeigt? Nein. Aber ZWIGL und die Bürgerinitiative haben am Ende jeweils Gelegenheit für eine kurze (3 min) Zusammenfassung ihrer Standpunkte.

Über 300 Interessierte bei der ZWIGL-Sitzung

Bis auf den letzten Platz besetzt: Die Himbacher Limeshalle bewältigte nur knapp das Bürgerinteresse

ZWIGL-Vorsitzender Göllner war zu Beginn der Sitzung bemüht, die Beschlusshistorie der letzten Jahre zusammenzufassen – und lieferte unwillentlich eine Erklärung für das Gefühl vieler Bürger*innen gleich mit, über die Situation um das Gewerbegebiet nicht wirklich im Bilde zu sein: Viel Fachsprache zur Beschlusslage, wenig erhellendes über die Gründe.

Trotz großer Zustimmung für nachdenkliche Worte des Hammersbacher CDU-Fraktionsvorsitzenden Alexander Kovascek und eines leidenschaftlichen, immer wieder von Applaus unterbrochenen Plädoyers des Fraktionsvorsitzenden der Büdinger Grünen, Joachim Cott, für eine Vertagung der anstehenden Entscheidungen: Die Gemeindevertreter im ZWIGL haben allen Tagesordnungspunkten zugestimmt. Ein weiterer Schritt in Richtung der immer umstritteneren Erweiterung des Interkommunalen Gewerbegebietes Limes auf 50 ha.

Noch immer unklar bleibt, warum eigentlich diese Erweiterung kommen soll. Auch Göllners Erklärung, mit der frühen Festlegung für die Dietz AG Planungssicherheit für den Investor schaffen zu wollen, konnte im Saal nicht überzeugen.

Nun hoffen wir, dass die Bürger*innen im Rahmen unserer Informationsveranstaltung am 8.4. allgemein verständliche Antworten auf konkrete Fragen bekommen. Denn es wird immer wichtiger, die Ungewissheit zu vielen Aspekten der Zukunft des Gewerbegebietes und deren Folgen für die Region zu verringern.

Zweckverband verteilt Faltblatt – Fragen bleiben offen

Die Bürgerinitiative SchatzBoden begrüßt das verteilte Informationsfaltblatt des ‚Zweckverbandes Interkommunales Gewerbegebiet Limes’ (ZWIGL), vermißt aber nach wie vor konkrete Antworten auf die im Raum stehenden, wichtigen Fragen. Es kann nicht genügen, pauschal auf die – nicht angezweifelte – Notwendigkeit von Gewerbegebieten, auf die Erforderlichkeit von Kompromissen und auf die Tatsache einer erfolgten Abwägung hinzuweisen.

In Kurzfassung daher noch einmal einige der wichtigsten nicht beantworteten Fragen:

• Welche zusätzlichen Steuereinnahmen, wie viele Arbeitsplätze werden tatsächlich konkret gebraucht?

• Welche Alternativen wurden geprüft, um mit möglichst wenig Flächenverbrauch möglichst viel Ergebnis zu erzielen?

• Warum weist der ZWIGL-Masterplan nun eine Verdopplung der bisher geplanten Fläche auf 50 ha aus?

• Warum hat der Logistikhallenentwickler Dietz AG ein Vorkaufsrecht auf den Löwenanteil der Flächen erhalten?

• Welche Folgen hat die immense Bodenversiegelung, z.B. bei Starkregen, konkret?

• Was bedeutet das gewaltige Verkehrsaufkommen eines riesigen, Tag und Nacht, rund um die Woche betriebenen Logistikzentrums in konkreten Zahlen für Lärm, Luft und Verkehr? 

Zweckverbandssitzung: Neuer Termin steht fest

Am 12. März setzten Bürgerinnen und Bürgerein erstes kraftvolles Zeichen: Über 150 wollten im Rathaus Hammersbach dabei sein, als der ‚Zweckverband Interkommunales Gewerbegebiet Limes‘ wichtige Beschlüsse fassen sollte, die von großer Tragweite für die Zukunft unserer Region sind. Die Sitzung musste wegen des großen Andrangs verschoben werden – die Zeitungen berichteten.

Nun stehen der neue Termin und der neue Ort für die öffentliche Sitzung fest: Es ist Mittwoch, der 3. April, 20 Uhr, in der Limeshalle im Limeshainer Ortsteil Himbach (63694 Limeshain, Am Zentrum 20a).

In der Limeshalle ist ausreichend Platz für viele Interessierte – ein Grund mehr, zu kommen! Zeigen Sie den Gemeindevertretern im Zweckverband durch Ihr Kommen, wie wichtig Ihnen ein sinnvoller Umgang mit unseren wertvollen Böden ist!

Gleichzeitig sollten Sie sich den 8.4. notieren: ‚Interkommunales Gewerbegebiet Limes oder Logistik-Zentrum Rhein-Main Ost? Bürger fragen, Politiker antworten‘ heisst die Veranstaltung, zu der wir alle Bürger*innen und den Zweckverband in die Kulturscheune Himbach einladen. Moderation: Pfarrer Dr. Peter Kristen. Alle Details demnächst hier!

Überwältigendes Interesse, toller erster Erfolg

Über 150 Bürgerinnen und Bürger kamen zur Sitzung des Zweckverbands Interkommunales Gewerbegebiet (ZWIGL) am 12. März – das überwältigende Interesse sprengte den Rahmen des Sitzungssaales (auf dem Foto ein kleiner Ausschnitt), die Menschen stauten sich bis ins Treppenhaus.

Mehr als 150 Besucher der ZWIGL-Versammlung quer durch alle Bevölkerungsschichten – nun wird niemand mehr dem Irrtum unterliegen, dass der Wunsch nach Transparenz und einer gemeinsamen besten Lösung für den Umgang mit der Fläche des Interkommunalen Gewerbegebiets Limes nur von einer ‚lauten Minderheit‘ getragen sei. Ein wichtiger Erfolg für unsere Region!

Die ZWIGL-Vertreter haben dem mit ihrer Vertagung und Verlegung an einen geräumigeren Ort Rechnung getragen – guter Einstieg in einen konstruktiven Dialog.

Wir werden an dieser Stelle über den neuen Termin und weitere Schritte informieren. Bitte weitersagen – je mehr Bürgerinnen und Bürger sich beteiligen, desto besser!